
Zwei einhalb Tage in beautiful old school London! Ich muss berichten, dass mich die Arbeit für die ISO ermüdet. Dass ich die Diskussionen um Parameter und Formulierungen nicht mehr so spannend finde wie am Anfang, und es macht sich die "Angst" breit, dass ich mich womöglich durch Montreal schon weit weg bewegt habe von dem, was ich noch vor einem Jahr als Olymp des Lebens bezeichnen wollte.
Am Anfang war das große Fernweh, die Vorstellung herumzukommen. Die Lounges und Türme, Flughäfen und Tempel in Singapur, Tokyo, Chennai & Co. zu sehen. Besonders der Aufenthalt in Japan hat mich sehr geprägt, mein ständig respektvolles Referieren über die japanischen Züge und die Pfeile auf dem Boden, die einem sagen, wie und wo man laufen soll, zeugen davon.
(Oder ist Tokio so gut in Erinnerung geblieben, weil ich kurz darauf M. kennengelernt habe?)
Jedoch, heute merke ich zum ersten Mal, dass diese Menschen in meinem Gremium sich zwar auf internationalem Parkett bewegen, in Englisch denken, schreiben und wahrscheinlich träumen aber sich in den teils zwanzig Jahren gemeinsamer Arbeit kaum ein Stück näher gekommen sind.
Notfalls zu Burger King
Kein Wunder, wenn man bedenkt mit welcher Hartnäckigkeit sich z.B. die Franzosen und Frankophilen abends zum Essen treffen, und die Deutschsprachigen vor allem sich selbst suchen. In Japan erinnere ich mich probierte die Deutsche Delegation inkl. mir zwei Tage das Essen der Gastgeber, dann klinkte sich der erste aus und verweigerte sich konsequent. Ich kann das gut verstehen, der Aufenthalt ist Arbeit, nicht Urlaub. Und dennoch: Ich bin versucht zu sagen, dass ich gerne etwas mehr des Guten Japanischen hätte. Ich rede nicht viel im Gremium - ob der absoluten Experten in ihrem Gebiet - wenn es zum Essen geht bin ich jedoch mehr als aktiv.
Herauszufinden, was der jüdische Staat derzeit über den Iran denkt, ob die Japaner bald ihre nördliche Insel an das Shikansen (ICE) Netz bringen, (sie werden es, ein Delegierter erklärte mir, man wolle einen Tunnel bauen), ob die Engländer jetzt ihr liberales System überdenken und warum die Studiengebühren in New York State so hoch sind, das alles an einem Tage (heute!) aus erster Quelle zu erfahren ist mir hoch und heilig.
Will sagen: Der Schuster solle bei seinen Leisten bleiben, aber das Ingenieurleben in ewiger Treue zur Technik wird mich nicht mein Leben begleiten. Ich möchte mit den Menschen reden und sie am liebsten ausfragen, danach alles aufschreiben und wenn der Mensch nichts mehr zu sagen hat, next please!
Ich hätte nicht gedacht, dass ich von meinem Standpunkt, ein guter Ingenieur habe ein gutes Leben und könne sich in seiner Freizeit eben um die Vielfalt kümmern, je abrücken würde. Ich gebe zu, dass mich J. sehr geprägt hat mit ihren Aussagen zu Arbeit und Freizeit, ihren Abhandlungen zu Pflicht und Kür, Wochentag und Wochende. Das war eine Sicht und eine andere (weniger effektive....;-)) habe ich im letzten Jahr studiert, und nu?
Nu schaff Dir mal in Ruhe Dein Weltbild neu, Flo, und geniesse jeden Moment in dieser zweitbesten Lounge, die ich je gesehen habe mit Blick auf s Rollfeld und einer Schnaps, Wein und Champusbar, wie sie seinesgleichen nirgendswo zufinden ist. England eben :).
Fló
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