Auf dem Weg nach Paris verliert man das Zeitgefühl. Vollkommen. Wer das Meer einst sehen wollte, lass uns sagen von Berlin aus, der musste in den Zug steigen, die Koffer verstauen, die Uckermark vorbeiziehen -, die Besiedlung dünner werden sehen, und schließlich in Angermünde umsteigen um irgendeine Privatbahn der Insel Usedom zu erwischen. So kam man in vier Stunden an der gerade einmal 300km entfernten Pinienstrandsee zu liegen.
In Frankreich geht das anders, seit vielleicht fünf Jahren sieht man das Meer, trifft sich zum Meeting, berührt kaum den südlichen Flair der Städte wie Marseille, Aix-en-Provence. Sitzt wenig später im Tgv und ist in drei Stunden wieder umgeben von nördlicher Nüchternheit, von Paris, der Stadt, die so gar nichts mit Südfrankreich gemein haben mag und doch den ganzen Zentralstaat lenkt und leitet. Firmen, Städte, Ferienhäuser, neue Bahnhöfe, ganze Geschäftsmodelle haben sich orientiert am neuen TGV méditerrané seit einigen Jahren.
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Es ist die Geschichte von der Technik und dem Einfluss ihrer auf die Gesellschaft. Sicher hatte die Eisenbahn in ihrer Jugend zunächst einmal den Effekt das Reisen überhaupt möglich zu machen. Der Pariser Schnösel konnte schon immer an die Cote D azur, er wollte ins Casino nach Monte Carlo und nach St Tropez zu den Frauen, wie wir von Jacques Dutronc wissen. Dann kam das Flugzeug und die High Society erlebte beides relativ zeitnah, die Küste von azurblauem Meer und das Zentrum der Macht und Liebe. Die so niedliche Schwester von Catherine Deneuve ("nous somme des soeurs jumelles…") kam um, als sie nach einem Filmdreh zu schnell zum Flughafen Nice fuhr, weil sie fürchtete ihre Maschine in die Heimat – Paris,äh, was sonst,…- zu verpassen.
Der tgv alors hat Marseille einen touch vom Norden gegeben, und Paris einen großen touch von weiter Ferne, von Meer am selben Abend, am selben Vormittag, ja wenn man will am gleichen Morgen. Wer sich um 6h entscheidet das Mittelmeer zu sehen statt arbeiten zu gehen, ist um 10h am Strand, nicht ohne vorher gefrühstückt zu haben. Ich sage, Chapeu Franzosen, und wenn auch Euer Zug nicht das Gelbste Gelb vom Ei ist, er ist der beste der Welt wenn es darum geht so distanzierte Gegensätze miteinander in eine Mogenlänge zu verbinden: Die Verbindung Marseille Paris in 3h ist eine Meisterleistung von fast einmaliger Erscheinung.
In Japan gibt es einen ähnlichen Effekt, der mich wundern lässt, wie weit die Technik sich auf den Menschen in sozialer Hinsicht auswirkt. Vor kurzer Zeit wurde der Shikansen (für die Nichtasiaten, der TGV der Japaner) eingeführt, der erstmals die südliche Insel mit dem Norden verbindet). Auf einem Meeting vor einiger Zeit erzählte mir jüngst ein befreundeter Kollege aus Tokio das Folgende: Während noch vor einiger Zeit ein Meeting in der größten Stadt der Welt grundsätzlich einen Abendzug und eine Hotelverbindung mit sich zog, führen jetzt die Manager und Ingenieure alle Morgens nach Tokio hin und abends wieder zurück. Eigentlich eine effiziente Zeitersparnis für sich und seine Familie, so dachte ich. Der Japaner, genetisch vergnügungssüchtig und spielverrückt sah das anders: Eine Nacht weniger in Tokyo bedeutete eine Nacht weniger Patchinko und da lohne sich das Meeting doch kaum noch!!
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(Patchinko ist eine Art Glücksgeschicklichkeitsspiel mit kleinen Stahlkugeln, die man in Luftdruckautomaten wirft. Ich habe bei diesem Spiel 10Euro in 5 min verloren, vielleicht waren es auch nur 2 Minuten….)
Der Zug also rollte, wagalaweia nach Paris. Das Bier teuer und der Bahnhof hässlich aber neu. Die Toiletten bezahlbar und die Monitore der SNCF immer noch Braunsche Röhren mit schwachem Kontrast. Die SCNF vollbringt in gewisser Weise eine sozialistisch meisterhafte Planleistung: Zum einen sind sie Staatsbetrieb und als solche doch wirklich effizient und was ihre Planung angeht doch unheimlich weitsichtig. Man kann nun einwenden, dass solche Projekte in jedem Fall vom Staat geplant werden und selten privatwirtschaftlich durchgeführt werden.
Zum Anderen sind sie unheimlich volksnah geblieben und werden von unheimlich vielen Menschen ohne jede Vorbehalte, oder gar Abneigung, wie es die Dt. Bahn erfährt (aufgrund des eigenen Images) genutzt. Während die Deutsche Bahn im Fernverkehr ICE defacto ein Elitefahrzeug ist, ist der TGV so etwas wie sozialistisches Volkseigentum. Ich denke niemand in Frankreich bestreitet, dass es richtig war den Mediteranné oder zB. auch die Verbindung nach Strassburg zu bauen. In wenigen Jahre wurden so Projekte realisiert, die Paris auch zum Teil ein wenig seiner zentralistischen Macht nehmen, nehmen sollen, denn gerade Strassburg und Marseille sind als Nebenstädte von Paris mit eigenen Qualitäten nun im Wettbewerb. Strassburg mit seiner Nähe zu Deutschland und den Verbindungen nach Frankfurt, München , etc. Und Marseille natürlich ob seines südlichen Flairs und des Hafens.
Welch ein Seegen, der Zug der uns verbindet. Welch ein Fluch, dass das Mittelmeer nun schon an einem Tag von der Hauptstadt der Snobs aus erreichbar ist, wohl gemerkt , HIN und Zurück!
In Frankreich geht das anders, seit vielleicht fünf Jahren sieht man das Meer, trifft sich zum Meeting, berührt kaum den südlichen Flair der Städte wie Marseille, Aix-en-Provence. Sitzt wenig später im Tgv und ist in drei Stunden wieder umgeben von nördlicher Nüchternheit, von Paris, der Stadt, die so gar nichts mit Südfrankreich gemein haben mag und doch den ganzen Zentralstaat lenkt und leitet. Firmen, Städte, Ferienhäuser, neue Bahnhöfe, ganze Geschäftsmodelle haben sich orientiert am neuen TGV méditerrané seit einigen Jahren.
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Es ist die Geschichte von der Technik und dem Einfluss ihrer auf die Gesellschaft. Sicher hatte die Eisenbahn in ihrer Jugend zunächst einmal den Effekt das Reisen überhaupt möglich zu machen. Der Pariser Schnösel konnte schon immer an die Cote D azur, er wollte ins Casino nach Monte Carlo und nach St Tropez zu den Frauen, wie wir von Jacques Dutronc wissen. Dann kam das Flugzeug und die High Society erlebte beides relativ zeitnah, die Küste von azurblauem Meer und das Zentrum der Macht und Liebe. Die so niedliche Schwester von Catherine Deneuve ("nous somme des soeurs jumelles…") kam um, als sie nach einem Filmdreh zu schnell zum Flughafen Nice fuhr, weil sie fürchtete ihre Maschine in die Heimat – Paris,äh, was sonst,…- zu verpassen.
Der tgv alors hat Marseille einen touch vom Norden gegeben, und Paris einen großen touch von weiter Ferne, von Meer am selben Abend, am selben Vormittag, ja wenn man will am gleichen Morgen. Wer sich um 6h entscheidet das Mittelmeer zu sehen statt arbeiten zu gehen, ist um 10h am Strand, nicht ohne vorher gefrühstückt zu haben. Ich sage, Chapeu Franzosen, und wenn auch Euer Zug nicht das Gelbste Gelb vom Ei ist, er ist der beste der Welt wenn es darum geht so distanzierte Gegensätze miteinander in eine Mogenlänge zu verbinden: Die Verbindung Marseille Paris in 3h ist eine Meisterleistung von fast einmaliger Erscheinung.
In Japan gibt es einen ähnlichen Effekt, der mich wundern lässt, wie weit die Technik sich auf den Menschen in sozialer Hinsicht auswirkt. Vor kurzer Zeit wurde der Shikansen (für die Nichtasiaten, der TGV der Japaner) eingeführt, der erstmals die südliche Insel mit dem Norden verbindet). Auf einem Meeting vor einiger Zeit erzählte mir jüngst ein befreundeter Kollege aus Tokio das Folgende: Während noch vor einiger Zeit ein Meeting in der größten Stadt der Welt grundsätzlich einen Abendzug und eine Hotelverbindung mit sich zog, führen jetzt die Manager und Ingenieure alle Morgens nach Tokio hin und abends wieder zurück. Eigentlich eine effiziente Zeitersparnis für sich und seine Familie, so dachte ich. Der Japaner, genetisch vergnügungssüchtig und spielverrückt sah das anders: Eine Nacht weniger in Tokyo bedeutete eine Nacht weniger Patchinko und da lohne sich das Meeting doch kaum noch!!
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(Patchinko ist eine Art Glücksgeschicklichkeitsspiel mit kleinen Stahlkugeln, die man in Luftdruckautomaten wirft. Ich habe bei diesem Spiel 10Euro in 5 min verloren, vielleicht waren es auch nur 2 Minuten….)
Der Zug also rollte, wagalaweia nach Paris. Das Bier teuer und der Bahnhof hässlich aber neu. Die Toiletten bezahlbar und die Monitore der SNCF immer noch Braunsche Röhren mit schwachem Kontrast. Die SCNF vollbringt in gewisser Weise eine sozialistisch meisterhafte Planleistung: Zum einen sind sie Staatsbetrieb und als solche doch wirklich effizient und was ihre Planung angeht doch unheimlich weitsichtig. Man kann nun einwenden, dass solche Projekte in jedem Fall vom Staat geplant werden und selten privatwirtschaftlich durchgeführt werden.
Zum Anderen sind sie unheimlich volksnah geblieben und werden von unheimlich vielen Menschen ohne jede Vorbehalte, oder gar Abneigung, wie es die Dt. Bahn erfährt (aufgrund des eigenen Images) genutzt. Während die Deutsche Bahn im Fernverkehr ICE defacto ein Elitefahrzeug ist, ist der TGV so etwas wie sozialistisches Volkseigentum. Ich denke niemand in Frankreich bestreitet, dass es richtig war den Mediteranné oder zB. auch die Verbindung nach Strassburg zu bauen. In wenigen Jahre wurden so Projekte realisiert, die Paris auch zum Teil ein wenig seiner zentralistischen Macht nehmen, nehmen sollen, denn gerade Strassburg und Marseille sind als Nebenstädte von Paris mit eigenen Qualitäten nun im Wettbewerb. Strassburg mit seiner Nähe zu Deutschland und den Verbindungen nach Frankfurt, München , etc. Und Marseille natürlich ob seines südlichen Flairs und des Hafens.
Welch ein Seegen, der Zug der uns verbindet. Welch ein Fluch, dass das Mittelmeer nun schon an einem Tag von der Hauptstadt der Snobs aus erreichbar ist, wohl gemerkt , HIN und Zurück!
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